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  • Brigitte Obermeier

Und sie blühen noch immer

Ein viel zu warmer November, eine Welt, die immer mehr aus den Fugen gerät, ein geschlossenes Theater, eine Reha nicht frei von Krisen, das tiefgreifende Gefühl der Perspektivlosigkeit, das waren meine letzten Wochen. Aber eben auch immer noch knallbunt blühende Sommerpflanzen, die ich bei meinen vorsichtigen Erkundungen- noch an Krücken -im Garten erlebt habe.

Es war einfach keine Energie vorhanden, irgendetwas über diese Phase zu Papier zu bringen ...oder in den Laptop zu hacken. Die Ganz-Tages-Reha hat mir immerhin Struktur gegeben, ich gehe jeden Tag voller Begeisterung hin- endlich wieder den Körper spüren- wenn auch oft sehr schmerzhaft-, tolle und engagierte Therapeuten, aber auch immer wieder Verzweiflung und Ungeduld, dass die Schmerzen nicht weggehen, die Muskeln zicken und das Knie wie eine zähe, feste Masse zwischen Ober- und Unterschenkel klemmt. Vor ein paar Tagen kam der Durchbruch! Und seit gestern laufe ich ohne Krücken und ohne Humpeln!!! Das Schlimmste liegt wohl endgültig hinter mir.

Der Lockdown ist also eine Art Geschenk für mich bzw. mein Knie. So sollte ich es sehen. Es gelingt mir aber oft nicht, denn ich will ein offenes Theater. Gleichzeitig ärgere ich mich über mein kleinliches Gejammer und meine Selbstsucht. Es gibt ja genügend Menschen, denen es viel schlechter geht, viele Themen auf der Welt, die wesentlich gravierender sind als so eine Knie- OP.

Mit dem Mehr an Bewegung kommt hoffentlich auch wieder ein Mehr an geistiger Beweglichkeit in mich, weg von meinem momentanen Kleingeist. Oder wie mir die Margarite sagt: Zugegeben

, es ist wirklich schon fünf nach zwölf für den Klimawandel, aber es ist doch auch ein kleines bisschen schön, dass ich noch so bunt blühe, oder?

O

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